Erektile Dysfunktion

Ein gestandener Mediziner, der einem Patienten anhand eines Plastikmodells etwas über Urologie erklärt.

Definition und Einteilung

Von erektiler Dysfunktion spricht man bei einer über 6 Monate andauernden Unfähigkeit eine penile Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten, die für befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht. Für Betroffene und auch deren Lebenspartner kann dies zu einer deutlichen Verminderung der Lebensqualität führen.1,2

Epidemiologische Daten zeigen eine hohe Prävalenz und Inzidenz der erektilen Dysfunktion weltweit.3 Hinsichtlich der Prävalenz nimmt die erektile Dysfunktion von 2,3 Prozent in der dritten Lebensdekade auf 53,4 Prozent in der siebten Lebensdekade zu.4 In den USA fand man bei zufällig ausgewählten 40- bis 70-jährigen Männern eine Prävalenz von 52 Prozent für die Gesamtgruppe, mit der Unterteilung in eine erektile Dysfunktion geringer (17,2 Prozent), mäßiger (25,2 Prozent) oder schwerer (9,6 Prozent) Ausprägung.5 Die Inzidenzrate der erektilen Dysfunktion (neue Fälle pro 1000n Männer jährlich) betrug 26 bei Betrachtung der Langzeitdaten in der MMAS-Studie6 und 19,2 in der Dutch-Studie7.

Ursachen für erektile Dysfunktion

Die Entstehung einer Erektion erfolgt auf der Basis eines komplexen Prozesses im Gehirn, an dem Nerven, Hormone, Muskeln und Blutgefäße beteiligt sind. In jedem dieser Bereiche kann es zu Störungen kommen, die die Erlangung einer zufriedenstellenden Erektion verhindern.

Oft spielen andere Erkrankungen bei der Entstehung der Erektionsschwäche eine Rolle. Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Atherosklerose, Hypercholesterinämie, Hypertonie, Adipositas, metabolisches Syndrom, multiple Sklerose, niedriges Testosteron u.a. können eine erektile Dysfunktion verursachen. Außerdem können psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder psychotische Erkrankungen und die psychiatrische Medikation zur Behandlung dieser Erkrankungen zu einer Erektionsstörung führen. Eine Störung des Hormonhaushalts, wie zum Beispiel ein Testosteronmangel, ein erhöhter Prolaktinspiegel und eine Schilddrüsenunterfunktion kommen ebenfalls als Ursache einer Erektionsstörung in Frage. Wichtige Risikofaktoren für eine erektile Dysfunktion stellen das Rauchen, Übergewicht, Stress sowie Drogen und Alkoholismus dar.

Zu berücksichtigen ist, dass eine Erektionsstörung oftmals ein Signalzeichen für bislang unbekannte schwerwiegende Erkrankungen sein kann.

Diagnostik und Therapie von erektiler Dysfunktion

Grundlage der Diagnostik der erektilen Dysfunktion ist eine ausführliche Anamneseerhebung hinsichtlich der medizinischen und sexuellen Situation des Patienten.3 Bei manchen Patienten sind zusätzliche diagnostische Verfahren erforderlich. Außerdem sollte mit dem Patienten über seine Erwartungen und Bedürfnisse aber auch über die des sexuellen Partners gesprochen werden.

Die Therapie der erektilen Dysfunktion basiert auf den folgenden drei Säulen:

  • Identifizierung und Behandlung der Ursachen der erektilen Dysfunktion, falls möglich
  • Veränderung des Lebensstils und der Modifikation der Risikofaktoren
  • Angebot von Schulung und Beratung für den Patienten (und Partner/In, falls verfügbar)
    In der Regel kann die erektile Dysfunktion mit den aktuellen Möglichkeiten erfolgreich therapiert werden. Die Auswahl der Behandlungsmethoden hängt von deren Invasivität, Wirksamkeit, Verträglichkeit und Kosten sowie den Präferenzen des Patienten ab. Die therapeutischen Möglichkeiten reichen von der Gabe von Medikamenten, wie beispielsweise durch einen PDE5-Hemmer, über Hormontherapien bis hin zu operativen Eingriffen zur Wiedererlangung der Erektionsfähigkeit. Die Implantation eines Schwellkörperersatzes (Penisprothese) ist für jene Patienten möglich, denen mit einer anderen Therapie nicht geholfen werden kann.

Referenzen

  1. NIH Consensus Conference. Impotence. NIH Consensus Development Panel on Impotence. JAMA 1993;270:83–90.
  2. Haensch CA et al. Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion, S1-Leitlinie, 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 06.04.2022)
  3. EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Barcelona 2019. ISBN 978-94-92671-04-2. Online: https://uroweb.org/eau-guidelines/discontinued-topics/male-sexual-dysfunction (abgerufen am 06.04.2022)
  4. Braun M et al. Epidemiology of erectile dysfunction: results of the ‘Cologne Male Survey’. Int J Impot Res 2000;12:305-11.
  5. Feldman HA et al. Impotence and its medical and psychosocial correlates: results of the Massachusetts Male Aging Study. J Urol 1994;151:54-61.
  6. Johannes CB et al. Incidence of erectile dysfunction in men 40 to 69 years old: longitudinal results from the Massachusetts male aging study. J Urol 2000;163:460-3.
  7. Schouten BW et al. Incidence rates of erectile dysfunction in the Dutch general population. Effects of definition, clinical relevance and duration of follow-up in the Krimpen Study. Int J Impot Res 2005; 17:58-62.

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