Überblick kardiovaskuläre Erkrankungen

Ein Weg von den Risikofaktoren bis hin zu Endorganversagen

Kardiovaskuläre Erkrankungen (KVE) sind weitgehend vermeidbar. Daher ist es vielleicht überraschend, dass sie nach wie vor weltweit die häufigste Todesursache sind.1,2Schätzungsweise 19,7 Mio. Menschen weltweit starben im Jahr 2019 an KVE.3 Der Begriff KVE beschreibt keine einzelne Erkrankung, sondern ein Spektrum von Erkrankungen, die sowohl das Herz als auch die Blutgefäße betreffen.1,2 Er umfasst Erkrankungen wie Ischämie und koronare Herzkrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankungen und andere Gefäßerkrankungen wie Hypertonie, periphere vaskuläre Erkrankungen, tiefe Venenthrombose und Lungenembolie.1,2

Den KVE liegt die Atherosklerose zugrunde, ein komplexer Prozess, bei dem Plaques aus Fettmaterial und Cholesterin im Innenlumen von mittelgroßen bis großen Blutgefäßen abgelagert werden.1,2,4 Betroffene Blutgefäße verengen sich und werden weniger anpassungsfähig, wodurch der Blutfluss beeinträchtigt, Druck aufgebaut wird und es letztlich zu einer Plaqueruptur kommt. Dies kann zur Bildung von Blutgerinnseln führen, die möglicherweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen, die häufigsten Todesursachen aufgrund einer KVE.1–4

Der Weg beginnt: Die Bedeutung der Risikofaktoren

Patienten mit einem kardiovaskulären Ereignis wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall befinden sich auf einem Weg mit zunehmender Morbidität und Mortalität, der mit einem Risikofaktor begann, der bekanntermaßen den Prozess der Atherosklerose fördert.1,6 Es gibt mehrere modifizierbare Risikofaktoren, die für subklinische Organschäden verantwortlich sind und die Wahrscheinlichkeit einer KVE-Diagnose erhöhen.1,5 Die ersten Schritte auf diesem Weg sind in der Regel auf den Lebensstil zurückzuführen: Tabakkonsum, ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Aktivität und übermäßiger Alkoholkonsum.1,2

Ungesunde Verhaltensweisen führen zum nächsten Schritt auf diesem Weg, bei dem klinisch beobachtbare metabolische und physiologische Veränderungen auftreten, die zu erhöhtem Blutdruck (Hypertonie), Adipositas, erhöhtem Blutzucker (Diabetes) und erhöhten Blutlipiden (Dyslipidämie) führen.1,2

Zwei dieser Risikofaktoren tragen am meisten zur durch KVE verursachten Krankheitslast bei: Dyslipidämie (hohe Konzentration von Lipoprotein-Cholesterin niedriger Dichte [Low-Density Lipoprotein Cholesterol, LDL-C]) und Hypertonie.3 Eine Anhäufung mehrerer Risikofaktoren kann das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls exponentiell erhöhen.1,6 Im Vergleich zu Menschen ohne Risikofaktoren ist die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts bei Rauchern und Personen mit Dyslipidämie, Hypertonie und Diabetes um 75 % höher.6

Der verborgene Verlauf der Progression: Dyslipidämie

Dyslipidämie ist ein Begriff, der verwendet wird, um stark erhöhte Lipidspiegel im Blut zu beschreiben, die im Laufe der Zeit eine Atherosklerose verursachen.7,8 Insbesondere sind hohe LDL-C-Spiegel der wichtigste auslösende Faktor bei der Genese der Atherosklerose, und auch hohe Gesamtcholesterinwerte weisen auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hin.7 In den letzten Jahren hat sich auch eine weitere Lipidanomalie, ein erhöhter Triglyzeridspiegel, als beitragender Faktor erwiesen.7

Schätzungen zufolge haben fast 40 % der Weltbevölkerung (etwa 3 Mrd. Menschen) einen erhöhten Gesamtcholesterinspiegel.9,10 Weniger als 25 % dieser Patienten wurden jedoch korrekt diagnostiziert und behandelt.11

Es gibt viele Leitlinien von Fachgesellschaften und landesspezifische Richtlinien zur Behandlung der Dyslipidämie und zur Vorbeugung von KVE. Die Leitlinien basieren auf wegweisenden klinischen Studien wie ASCOT, CARDS sowie TNT und werden regelmäßig aktualisiert, wenn neue klinische Daten gewonnen und Outcomes-Studien durchgeführt werden.7,12

Das American College of Cardiology (ACC) und die American Heart Association (AHA) haben in Zusammenarbeit mit etwa einem Dutzend anderer mit den Themenbereichen Kardiologie und Lipide befassten Organisationen eine Leitlinie veröffentlicht.12,13 In dieser Leitlinie werden Patienten in vier Hauptbehandlungsgruppen unterteilt. Die erste ist eine Primärpräventionsgruppe; hier haben die Patienten mehrere Risikofaktoren, hatten aber noch kein kardiovaskuläres Ereignis. Die zweite Gruppe umfasst Diabetespatienten. In der dritten Gruppe befinden sich Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie, einer Erkrankung, die durch extrem hohe LDL-Cholesterin-Spiegel (≥ 190 mg/dl oder ≥ 4,9 mmol/l) gekennzeichnet ist. Die vierte Gruppe besteht aus Patienten, bei denen bereits ein kardiovaskuläres Ereignis aufgetreten ist; das Ziel hier ist, ein weiteres Ereignis zu verhindern. Die Patienten in dieser sogenannten Sekundärpräventions-Gruppe gehören zu denen mit dem höchsten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Unabhängig davon, welcher Gruppe ein Patient angehört, wird in diesen Leitlinien dargelegt, dass die Behandlung frühzeitig und aggressiv eingeleitet werden sollte, um den LDL-Spiegel zu senken und das kardiovaskuläre Risiko zu verringern.12,13

Die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) folgen demselben Prinzip der früheren Behandlung.7 Es wird empfohlen, die Betroffenen über eine notwendige Änderung des Lebensstils aufzuklären, um modifizierbaren Risikofaktoren Rechnung zu tragen, und dann als First-Line-Therapie ein Statin hinzuzufügen. Sowohl in den amerikanischen als auch in den europäischen Leitlinien wird empfohlen, Statine bis zur höchsten verträglichen Dosis zu titrieren, bevor ein Nicht-Statin oder Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) hinzugefügt wird, um den LDL-Spiegel zu senken.13,14 Hochintensive Statine senken das LDL-Cholesterin um mehr als 50 % und sind für Patienten mit dem höchsten KV-Risiko erforderlich.

Der steile Anstieg: Hypertonie

Bei allen modifizierbaren Risikofaktoren ist Hypertonie die häufigste Ursache für die Krankheitslast durch KVE, was sich in schätzungsweise 18,6 Mio. Fällen weltweit im Jahr 2019 niederschlägt.3 Sie ist eine Hauptursache für vorzeitigen Tod. Nur bei weniger als 1 von 5 Patienten ist der Blutdruck (BD) unter Kontrolle.15 Klinisch betrachtet ist Hypertonie definiert als „das Blutdruckniveau, bei dem der Nutzen der Behandlung (entweder mit Lebensstil verändernden Interventionen oder Medikamenten) die Risiken der Behandlung eindeutig überwiegt, wie in klinischen Studien dokumentiert.“14 In den Leitlinien aus Europa und Amerika wurden Lebensstil verändernde Interventionen und medikamentöse Behandlungsstrategien empfohlen, um den Blutdruck zu senken.14,16 Das Ziel ist die Reduktion des kardiovaskulären Gesamtrisikos.14,16 Studien haben gezeigt, dass durch die Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg bzw. des diastolischen Blutdrucks um 5 mmHg eine signifikante Reduktion aller Arten von schwerwiegenden kardiovaskulären Ergebnissen (d. h. Tod, Schlaganfall, koronare Ereignisse und Herzinsuffizienz) erreicht werden kann.14

Der weniger ausgetretene Pfad: Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH)

Nicht alle Fälle von Bluthochdruck sind das Ergebnis einer „normalen“ Hypertonie. Eine solche Ausnahme ist die PAH, eine seltene, progrediente, lebensbedrohliche Erkrankung.17 Sie ist durch einen anhaltenden Anstieg des Pulmonalarteriendrucks und des pulmonalen Gefäßwiderstands gekennzeichnet, der zu einer Rechtsherzinsuffizienz und vorzeitigem Tod führt.17 PAH ist nicht heilbar, und die Behandlung konzentriert sich auf die symptomatische Linderung und die Verlängerung des Überlebens.18

Am Ende des Weges kann ein Stau entstehen: Thrombose

Die fortschreitenden Stadien der KVE können schließlich zu einem thromboembolischen Ereignis führen, bei dem Blutgerinnsel die Blutgefäße verstopfen und manchmal zum Tod führen.1,19 Thromboembolien werden in arterielle Erkrankungen (ischämische Herzkrankheit, ischämischer Schlaganfall) und Venenerkrankungen (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie) unterteilt.19 Arrhythmie ist ein Hauptrisikofaktor für beides, und die Inzidenz von Thrombosen nimmt mit zunehmendem Alter zu.19 Schätzungen deuten darauf hin, dass 115-269 von 100 000 Menschen weltweit von einer Thrombose betroffen sind, jedoch sind sich deutlich weniger Menschen dieser Erkrankung bewusst (44–54 %) als bei Herzinfarkten und Schlaganfällen (85–88 %).19

VIATRIS: Eine langjährige Unterstützung auf jeder Etappe des Weges

Unternehmen der Viatris-Gruppe setzen sich seit fast 30 Jahren dafür ein, Patienten mit KVE zu helfen.20 In dieser Zeit hat Viatris 450 Mio. Patientenjahre Erfahrung bei der Herstellung qualitativ hochwertiger Medikamente mit einem umfassenden Portfolio an Produkten für Patienten mit KVE gesammelt.21 Das breite Portfolio des Unternehmens erstreckt sich über das gesamte Spektrum der kardiovaskulären Erkrankungen, von der präklinischen Unterstützung zur Senkung von Risikofaktoren im Lebensstil bis hin zur Abdeckung fortgeschrittener Erkrankungen wie Dyslipidämie, Hypertonie, Diabetes mellitus, PAH, Angina pectoris/Myokardinfarkt, Arrhythmie, Thrombose, Schlaganfall und Herzinsuffizienz (Abb. 1).

Referenzen

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  2. World Health Organization. Global Atlas on cardiovascular disease prevention and control. 2011.
    https://apps.who.int/iris/handle/10665/44701 (letzter Zugriff 02.10.2021)
  3. Roth GA, et al. Global burden of cardiovascular diseases and risk factors, 1990–2019. Update from the GBD 2019 study. J Am Coll Cardiol 2020;76(25):2982–3021
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  21. National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Cardiovascular disease: risk assessment and reduction, including lipid modification. Updated September 2016. https://www.nice.org.uk/guidance/cg181 (letzter Zugriff 02.10.2021)

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