Neuropathische Schmerzen

Frau reibt sich schmerzende Nacken

Neuropathische Schmerzen sind Schmerzen, die als direkte Folge einer Schädigung oder Läsion des somatosensorischen Systems auftreten.1 Sie können sowohl postoperativer Genese sein als auch als Begleiterscheinung verschiedenster pathologischer Bedingungen (Alkoholabusus, Chemotherapie, Diabetes, Gürtelrose u.a.) auftreten und sich je nach Lokalisation (zentral/peripher) und Typ der Symptomatik sehr stark unterscheiden. So äußern sie sich z. B. als Gesichtsschmerz, Phantomschmerz, Glossopharyngeusneuralgie, schmerzhafte diabetische periphere Neuropathie, Trigeminusneuralgie oder postherpetische Neuralgie. Typische Symptomatiken sind häufig veränderte Hautsensibilität bzgl. Druck und Temperatur (über-, unter-, mischempfindlich), brennende Spontanschmerzen und einschießende Schmerzattacken.2 Oft haben diese Schmerzen einen ausstrahlenden Charakter. Patienten mit neuropathischen Schmerzen nach Gürtelrose (postzosterische Neuralgie) empfinden schon das Überstreifen von Kleidung im betroffenen Areal als unangenehm bzw. schmerzhaft (Allodynie bzw. Hyperalgesie3).

Epidemiologie3

  • Neuropathische Schmerzen betreffen circa 6,9 bis 10 Prozent der Bevölkerung. Mit zunehmendem Alter wird eine steigende Prävalenz beobachtet.
  • Bei bis zu 35 Prozent aller Schmerzerkrankungen kann eine neuropathische Schmerzkomponente nachgewiesen werden. Der Anteil zentraler Neuropathien bei Rückenmarksverletzungen wird auf 30 Prozent geschätzt, bei Patienten mit einer multiplen Sklerose auf 20 Prozent.
  • Nach Amputationen von Gliedmaßen verspüren bis zu 60 Prozent der Betroffenen Schmerzen im Bereich des nicht mehr vorhandenen Körperteils (sogenannte Phantomschmerzen). Bei Diabetes mellitus leiden bis zu 34 Prozent der Patienten an einer schmerzhaften Polyneuropathie.

Diagnostik1

  • Testung der Hautsensibilität (Druck, Temperatur, Vibration)
  • Nachweis oder Ausschluss einer Nervenverletzung oder -erkrankung , Unterscheidung nozizeptive vs. neuropathische Schmerzen

Therapie2

  • Multimodales Behandlungskonzept im interdisziplinären Team. Kombination aus medikamentösen Maßnahmen, psychologisch-verhaltenstherapeutischen Verfahren und/oder Bewegungstherapie
  • Primärer Fokus sollte auf der Behandlung der Ursache liegen
  • Prophylaxe neuropathischer Schmerzen durch möglichst frühe und intensive Therapie

Referenzen

  1. Schlereth T et al. Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen 52k-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. URL: https://dgn.org/leitlinie/diagnose-und-nicht-interventionelle-therapie-neuropathischer-schmerzen (letzter Zugriff: 08.02.2024)
  2. Binder A. Baron R. The pharmacological therapy of chronic neuropathic pain. Dtsch Arztebl Int 2016;11 3(37):616-625
  3. Neuropathische Schmerzen, 2021, URL: https://www.gelbe-liste.de/schmerztherapie/neuropathische-schmerzen (letzter Zugriff: 08.02.2024)

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