Allergie
Anaphylaxie
Eine Anaphylaxie, auch „anaphylaktischer Schock“ genannt, ist die Maximalvariante einer allergischen Sofortreaktion. Die Symptome treten innerhalb kürzester Zeit auf und können sowohl einzelne als auch mehrere Organsysteme zeitgleich betreffen. Dazu gehören vorrangig die Atemwege, die Haut sowie das kardiovaskuläre System.1 In Abhängigkeit vom jeweiligen Auslöser treten die meisten Reaktionen zwischen 5 - 30 Minuten auf.6
Auslöser
Der anaphylaktische Schock kann durch die Exposition mit verschiedenen Allergenen verursacht werden, welche einzeln oder in Kombination auftreten. Zu den häufigsten Auslösern einer Anaphylaxie gehören:
- Insektengifte oder -bisse
- Arzneimittel
- Nahrungsmittel
Aktuelle Auswertungen des Anaphylaxie-Register zeigen, dass die Auslöser bei Kindern und Erwachsenen in ihrer Gewichtung variieren:
60 % der allergischen Reaktionen bei Kindern werden durch Nahrungsmittel hervorgerufen, wohingegen Insektengifte als Auslöser einer Anaphylaxie bei Erwachsenen im Vordergrund stehen (52 %). Mehr als jede fünfte allergische Reaktion wird bei Kindern durch Insektengifte und 7 % durch Arzneimittel ausgelöst. Bei Erwachsenen spielen dahingegen Arzneimittel (22 %) und Nahrungsmittel (16 %) eine übergeordnete Rolle.12
Verlauf
Eine Anaphylaxie erleben die meisten Patienten mehr als nur einmal in ihrem Leben, wobei nachfolgende Episoden heftiger als die vorherige verlaufen können. Eine retrospektive Analyse ergab, dass bei 76% der Anaphylaxie-Patienten eine weitere anaphylaktische Reaktion aufgetreten war.5 Bei Patienten mit einer vorausgegangenen heftigen Reaktion auf Nahrungsmittel (22 %) oder auf ein Insektengift (18 %) war eine tödlich verlaufende allergeninduzierte Anaphylaxie zu verzeichnen.6 Wenngleich es häufig auch Fälle mit schwach verlaufenden Reaktionen gibt, ist eine Anaphylaxie potenziell lebensbedrohlich, weswegen sie sofort behandelt und der Patient unter Beobachtung gestellt werden muss.
Risikofaktoren
Trat bereits eine Anaphylaxie in der Krankengeschichte auf, so gibt es weitere Faktoren, die das Risiko einer weiteren schweren oder tödlich verlaufenden anaphylaktischen Episode erhöhen können7:
Begleiterkrankungen:
- Allergien oder Asthma (insbesondere bei ungenügender Kontrolle ihrer Grunderkrankung)
- Hypertonie
- Depressionen (Beeinträchtigung des Erkennens der Symptome)
- Schilddrüsenerkrankungen
- Herzleiden
- Mastozytose (vermehrtes Mastzellenvorkommen im Organismus)
- Defekte in den Degradationspfaden von Mediatoren können zu erhöhten Ausgangskonzentrationen von Tryptase, Histamin, Bradykinin oder des Plättchen-aktivierenden Faktors führen und zu schweren anaphylaktischen Reaktionen beitragen.8
Alter & Lebenssituationen:
- Kleinkinder: Es besteht die Gefahr einer Unterdiagnostizierung. Kleinkinder können ihre Symptome nicht beschreiben. Da die Symptome Situationen ähneln, die auch bei gesunden Kleinkindern auftreten können (bspw. Rötungen, weiche Stühle), werden diese oftmals nicht als solches aufgefasst.
- Jugendliche: Ein unbedachtes oder nachlässiges Verhalten kann ebenfalls einen Risikofaktor darstellen, wenn bspw. Auslöser nicht konsequent vermieden werden.
- Schwangerschaft: Auch eine Antibiotika-Prophylaxe in der Schwangerschaft kann eine Anaphylaxie auslösen.
- Ältere Patienten: Die Einnahme von Medikamenten kann das Risiko eines tödlichen Verlaufs bei einer durch Insektengift ausgelösten Anaphylaxie erhöhen. Diese Altersgruppe weist wegen bestehender Begleiterkrankungen zudem ein höheres Risiko für eine anaphylaktische Reaktion auf.
Co-Medikation:
Bestimmte Medikamente können das Erkennen einer Anaphylaxie erschweren (psychotrope Substanzen oder Freizeitdrogen), während andere die Schwere der Reaktion verstärken können (z.B. Beta-Blocker und ACE-Hemmer)
Familiäre Vorbelastung:
Patienten mit Familienangehörigen, die bereits einen durch körperliche Belastung ausgelösten anaphylaktischen Schock erlitten haben, weisen ein höheres Risiko für eine durch körperliche Anstrengung induzierte Anaphylaxie auf.9
Zu weiteren wichtigen Kofaktoren, deren Vorliegen eine anaphylaktische Reaktion verstärken kann, zählen neben körperlicher Anstrengung akute Infekte, emotionaler Stress, Verlassen der Alltagsroutine (z. B. auf Reisen) und prämenstruelles Syndrom.
Erkennen und Behandeln einer Anaphylaxie
Die Diagnose eines anaphylaktischen Schocks erfolgt durch eine klinische Untersuchung. Frühe Alarmzeichen einer Anaphylaxie können z. B. Kribbelgefühl oder Geschmacksveränderung sein.10 Für eine Anaphylaxie spricht das plötzliche Auftreten von:
- Symptomen an der Haut (z. B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush, Schleimhautschwellung),
- plötzlichen respiratorischen Symptomen (z. B. Atemnot, Giemen, Husten, Stridor) oder
- plötzlichem Blutdruckabfall beziehungsweise dessen Manifestationen (z. B. Kollaps, Herzrasen, Inkontinenz).1
- Bei Kindern kann eine auffällige Müdigkeit auf eine beginnende Anaphylaxie hinweisen.1
Die Notfalltherapie der Anaphylaxie muss zeitnah und symptomgerecht erfolgen.1
Die allgemeinen Maßnahmen umfassen dabei:
- Sofortige Verabreichung von Adrenalin
- Unterbrechung der Allergenzufuhr
- Symptomgerechte Lagerung
- Vitalzeichendiagnostik
- Legen eines intravenösen Zugangs mit Volumengabe bei Bedarf sowie Sauerstoff
- Gegebenenfalls die sachgerechte kardiopulmonale Reanimation.1
In der Pharmakotherapie der Anaphylaxie ist Adrenalin von zentraler Bedeutung. Antihistaminika (Histamin-H1-Rezeptorantagonisten) werden vor allem bei leichten Reaktionen, Glukokortikoide zur Verhinderung von Spätphasenreaktionen eingesetzt.11
Informations- und Serviceangebote
Die Webseite www.Mein-Fastjekt.de bietet Patienten, Angehörige und Pflegepersonen umfassende Unterstützung im Umgang mit Anaphylaxie im Alltag. Sie stellt hilfreiche Informationen bereit und verfügt über einen Erinnerungsservice speziell für Fastjekt®-Patienten, der die Einsatzfähigkeit des Adrenalin-Pens verbessert. Diese Funktionen erleichtern die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und fördern die Adhärenz.
Webseitinhalte im Überblick
- Erinnerungsservice für Patienten
- Hinweise für den Alltag mit dem Adrenalin-Pen / Transport und Reise-Tipps
- Downloadbereich mit hilfreichem Servicematerial und Überblick über weiterführende Links
- Regelmäßige News
- > 20 FAQs und schnell erfassbare Visualisierung Fastjekt®/ Trainings-Pen
Referenzen
- Ring J et al. Allergo J Int 2021; 30: 1-25
- Worm M et al. Dt. Ärzteblatt 2014; 111 (21): 367-375
- Lee S et al. J Allergy Clin Immunol 2017;139(1):182-188.e2
- Worm M et al. Allergy 2018; 73: 1322-3130
- Kemp SF et al. Arch Intern Med 1995 Sep 11;155(16):1749-54
- Pumphrey RS. Clin Exp Allergy. 2000;30(8):1144-1150
- Simons FER. J Allergy Clin Immunol 2010;125:S161-81
- Simons FER et al. J Allergy Clin Immunol 2011; 127(3):587-93
- Mayo Clinic. Anaphylaxis. Available at: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/anaphylaxis/symptoms-causes/syc-20351468(letzter Zugriff: 06.08.2024)
- Ring J et al. Allergo J Int 2014; 23: 96-112
- Ring J et al. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 528-534. doi: 10.3238/arztebl.2018.0528
- Ring et. al. Allergo J. 2021; 30(1):20-49; S2k-Leitlinie zur Akuttherapie und Management der Anaphylaxie – Update 2021 (Daten aus dem Anaphylaxie-Register, n=8.046)
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Allergische Rhinitis
In Deutschland derzeit ca. 30 Millionen Menschen als Allergiker.1
Die allergische Rhinitis ist die häufigste Immunkrankheit mit weiterhin steigender Tendenz in der Bevölkerung. Aktuell ist fast jeder vierte Erwachsene in Deutschland von dieser chronischen Erkrankung betroffen.2
Der Körper reagiert auf an sich harmlose Stoffe bzw. Substanzen. Allergieauslösende Stoffe sind z.B. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze. Folgende Symptome können bei einer allergischen Rhinitis auftreten:
Symptome und Komorbidität der allergischen Rhinitis3:
Insbesondere als Folge von Schlafstörungen leiden viele Allergiker an eingeschränkter Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Insgesamt fühlen sich Allergie-Patienten stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Bislang wurde klinisch unterteilt in eine saisonale Form, dem typischen „Heuschnupfen“ und eine ganzjährige Form (perenniale Allergische Rhinitis). Um der Tatsache gerecht zu werden, dass viele Allergene und damit auch die Beschwerden das ganze Jahr über hinweg auftreten, wird mittlerweile die Dauer der Symptomatik in den Vordergrund gestellt und von einer „intermittierenden“ (zeitweiligen) und einer „persistierenden“ (dauerhaften) Form gesprochen.
Von zentraler Bedeutung sind bei dieser Klassifizierung die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten, gemessen an dem Schweregrad der Symptomatik und der Häufigkeit ihres Auftretens. Hat der Patient weniger als 4 Tage in der Woche bzw. weniger als 4 Wochen im Jahr Beschwerden, liegt eine intermittierende Form der Allergischen Rhinitis vor. Treten die Symptome hingegen häufiger als 4 Tage pro Woche bzw. mehr als 4 Wochen pro Jahr auf, spricht das für die persistierende Form.
Klassifizierung der allergischen Rhinitis (Weißbuch Allergie 2018, mod. nach WHO/ARIA)4:
*Lebensqualität: bezogen auf Schlafqualität, schulische und berufliche Leistungen, Alltagstätigkeiten sowie sportliche Aktivitäten
Referenzen
- Klimek L, et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. Vol. 4. 2018: Springer Medizin. S. 13.
- Klimek L, et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. Vol. 4. 2018: Springer Medizin. S. 110.
- Klimek L, et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. Vol. 4. 2018: Springer Medizin. S. 112.
- Klimek L, et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. Vol. 4. 2018: Springer Medizin. S. 111.
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